“Unser Gesundheitssystem wird sich in dem Maße immer wieder wandeln müssen, wie auch unsere Gesellschaft sich wandelt.”
Mai 2008
“Beschneidungen des Leistungskataloges, mehr Wettbewerb unter den Leistungserbringern, Vertragsfreiheit für Kassen, Bonusmodelle für Versicherte, Auslagerung versicherungsfremder Leistungen, Kürzungen der beitragsfreien Mitversicherung von Familienmitgliedern – viele Wege gibt es nicht, die für ein rasch wirkendes Kostendämpfungsmodell beschritten werden können.”
März 2003
“Dass von den Grundbedingungen, die 1883 zur gesetzlichen Krankenversicherung geführt haben, inzwischen kaum eine noch besteht, geht an diesem Gesetz ebenso spurlos vorbei, wie die Tatsache, dass eine allein aus Lohnarbeit finanzierte Basis der Gesetzlichen Krankenversicherung schon längst nicht mehr den Realitäten unserer Lebensfinanzierung entspricht.”
Mai 2003
“Die eigentliche Frage muss jedoch lauten: Wie lassen sich in unser System Finanzierungsmodelle installieren, die nicht nur bei ‘positivem Befund’ – also bei Krankheit – die Kassen klingeln lassen, sondern die auch für das Bewahren von Gesundheit angemessene Honorare bereithalten?”
Mai 2003
“Gut, dass bald Sommerpause ist. Sonst müssten wir uns vermutlich allwöchentlich betrachten, wie man sich im gesundheitspolitischen Sandkasten der Union um die Förmchen, Schippen und Eimerchen kloppt.”
Juni 2003
“In beiden Lagern der so genannten Volksparteien hat man viel mit sich selbst zu tun, und der Streit um den richtigen Weg zur Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme dürfte in den nächsten Monaten noch manches partei-interne Königsdrama auf die Bühne bringen.”
November 2003
“Selten hat sich eine Prognose als falscher erwiesen als die noch im Herbst 2002 von Horst Seehofer geäußerte Gewissheit, die Gesundheitsministerin werde die erste sein, die im Kabinett Schröder ihren Posten zu räumen habe.”
Dezember 2003
“Es wäre des Schweißes der Edlen wert, einmal darüber nachzudenken, wie sich ein System gestalten ließe, in dem nicht nur der Verkauf von Gesundheitsdienstleistungen honoriert wird, sondern – in angemessenen Fällen – auch deren Nicht-Verkauf.”
März 2004
“Es möge jeder einmal in einer stillen Stunde in sich gehen, und sich fragen, wie viele Stunden seiner Arbeitszeit er mit professionellem Argwohn verbringt. Man würde dann darauf kommen, dass unser Gesundheitssystem nicht an einem Kosten-, sondern an einem Vertrauensdefizit der Akteure untereinander leidet.”
Mai 2004
“Eine einheitliche Grundversorgung muss sozialverträglich die Basis unseres Gesundheitssystems liefern, und darüber gespannt müssen für den Bürger alle Möglichkeiten bestehen, sich nach Neigung, Konstitution und – ja – auch nach Portemonnaie eigenverantwortlich weiter zu versorgen.”
Juli 2004
“Die eigentliche Frage, die der Unions-Auseinandersetzung zugrunde liegt, lautet: Soll der Solidarausgleich innerhalb oder außerhalb des GKV-Systems geleistet werden?”
Oktober 2004
“Die Bundesregierung wird sich beeilen müssen, wenn sie ihre ehrgeizigen Pläne zur Einführung einer neuen elektronischen Gesundheitskarte auch nur ansatzweise durchhalten will.”
November 2004
“Wurst, so lautet ein böses Bonmot, ist eine Speise der Götter, denn nur sie wissen, was drin sei. So ähnlich könnte es der Integrierten Versorgung auch gehen, wenn sich in baldiger Zukunft niemand der Sache transparenzfördernd und qualitätssichernd annimmt.”
Januar 2005
“Dass der Prävention im deutschen Gesundheitssystem – das eher auf dem „Verkauf“ von Krankheit als auf der Förderung von Gesundheit aufgebaut ist – der Rücken gestärkt werden muss, steht außer Frage.”
Februar 2005
“Eine liberale Gesetzgebung, wie sie der Paragraph 140ff präsentiert, kann nicht hoch genug gelobt werden, aber eine Setzung qualitativer Mindestanforderungen und deren Überprüfung wäre in diesem Fall keine Schwäche des Staates gewesen, sondern eine Stärke.”
April 2005
“Die Union wird heftige Diskussionen darüber, wie es in der Sozialpolitik weitergehen soll, auch nach einer vermutlich stattfindenden und vermutlich gewonnenen Wahl nicht vermeiden können.”
August 2005
“Alle Entwürfe eines Gesundheitssystems der Zukunft, die den Bürger stärker in die Eigenverantwortung mit einbinden wollen (und etwas anderes wird langfristig gar nicht übrig bleiben), werden erst dann Erfolg haben, wenn das System so einfach und durchschaubar geworden ist, dass auch jeder einzelne Versicherte die Wirkung der wenigen noch verbliebenen Stellschrauben nachvollziehen und beurteilen kann.”
September 2005
“Langfristig wird man die Situation der Ärzteschaft nur verbessern können, wenn die Ärzte selber den Strukturwandel, der auf ihrem Beruf lastet, akzeptieren und aktiv gestalten.”
November 2005
“Notwendig wäre es, ein System zu entwickeln in dem nicht länger das längst ausgehöhlte Dogma einer „gleichen Gesundheit für alle“ ausgerufen wird, sondern in dem den Versicherten offen die Möglichkeit gegeben wird, sich das Niveau ihres Krankenversicherungsschutzes differenziert selbst wählen zu können.”
März 2006
“Es ist nur schwer einzusehen, warum der GKV-Bürger bei der Wahl seiner Wohnsituation, seiner Mobilität, seiner Reiseprioritäten, seiner Kleidung vollkommen in die individuelle Freiheit entlassen wird, bei der Wahl seines Gesundheitsschutzes aber ohne differenzierte Entscheidungsmöglichkeit den weitgehend übereinstimmenden Angeboten der Krankenkassen ausgeliefert ist.”
März 2006
“Dass die Ärzte so ganz ohne eigenes Zutun Opfer der jetzigen Zustände geworden sind, mag der unbefangene Beobachter gar nicht so recht glauben.”
Mai 2006
“Der Fonds kommt! Und mit ihm schickt die Politik sich an, vor allem den Gremien und Verbänden der Selbstverwaltung große Teile ihrer Rechte und Aufgaben zu entziehen.”
Juni 2006
“Die wirklichen Reformbremsen sitzen aus Sicht der politischen Reformexperte auf der Ebene der Selbstverwaltungsbürokratie, die aus durchaus eigennützigen Erwägungen heraus jede Form von Autonomie und Eigenverantwortung der von ihr verwalteten Mitglieder vehement zu verhindern versucht.”
Juni 2006
“Zu klären wäre die Frage, ob es in unserem Gesundheitswesen nur einen staatlich geregelten Wettbewerb um Qualität bei gleichen Preisen geben soll und darf, oder ob nicht vernünftigerweise auch die „Dienstleistung Gesundheit“ – wie andere Dienstleistungen auch – über unterschiedliche Preis- und Policenangebote nachgefragt werden sollte.”
Juni 2006
“Auch wenn ein interner Risikostrukturausgleich innerhalb des Fonds Kassen mit schlechter Risikostruktur begünstigen soll, ist doch abzusehen, dass Kassen ihren Versicherten keinerlei zusätzliche Qualitäts- und Leistungsangebote mehr unterbreiten werden, wenn sie fürchten müssen, ihre individuelle Kompensationsprämie dafür erhöhen zu müssen.”
Juli 2006
“Es gibt kein deutlicheres Zeichen für die Hilflosigkeit gegenwärtiger Politik als die Tatsache, dass man sich zunächst von externen Experten die Probleme aufzeigen lassen muss, um sie dann auch noch zur Entwicklung und womöglich gar Umsetzung der Lösungen herbei zu zitieren.”
September 2006
“Eine möglichst nachhaltige, möglichst umfassende Gesundheitsversorgung der Bevölkerung ist in diesem Konfliktfeld eher nachrangig, auch wenn sie natürlich von allen Beteiligten als heilige Monstranz an die erste Stelle gesetzt wird.”
Oktober 2006
“Das Beispiel der Herausnahme der Insulin-Analoga aus der GKV-Erstattung hat hier erstmals öffentlich sichtbar gemacht, was unter der Hand in deutschen Krankenhäusern und Arztpraxen längst gang und gäbe ist: die Rationierung medizinischer Leistungen und Produkte auf Grund ökonomischer Zwänge.”
Oktober 2006
“Warum, so stellt sich die Frage, ist es dem Bürger gestattet, sich sein gesamtes Lebensumfeld nach eigener finanzieller Prioritätensetzung zu gestalten, nur in der SGB V-geregelten Gesundheitsversorgung ist ihm dies verwert?”
Oktober 2006
“Die Schnittstelle zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung bliebt ein potenzieller und chronischer Entzündungsherd im deutschen Gesundheitswesen, der nicht aufhören wird die gesundheitspolitische Diskussion mit infektiösen Keimen zu belasten.”
November 2006
“Auf kurz oder lang wird man nicht um die Frage herumkommen, wie die Krankenversorgung der Deutschen sich zumindest systemisch als eine Welt darstellen und realisieren lässt ohne damit gleich zur Einheitskasse zu werden.”
November 2006
“Die nachhaltige Kritik, die den Reformplänen aus Sicht der Versicherten und Patienten entgegenschlägt, dürfte auch damit zusammenhängen, das wirklich nur noch ein ausgewählter Kreis von Insidern versteht, worum es hier eigentlich geht.”
Dezember 2006
“Der Selbstverwaltung kann der Vorwurf nicht erspart bleiben, dass sich in ihren Äußerungen schon lange nicht mehr erkennen lässt, was eigentlich einer vernünftigen Sachpolitik dienen sollte, und was pure Partikularrhetorik zur Stärkung der eigenen Position innerhalb der jeweiligen Interessengruppe ist.”
Dezember 2006
“Schlimm ist, dass inzwischen die überwiegende Mehrheit in der Bevölkerung glaubt, das deutsche Gesundheitssystem sei schlecht und böte nur mangelhafte Versorgung zu überhöhten Preisen. Bei Otto Normalverbraucher hinterlassen also die Profilierungskämpfe, die mit dickem Schädel aber kleinem Karo allerorten ausgetragen werden, ganz andere Spuren und Schlussfolgerungen.”
Januar 2007
“Die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes hat die Versorgung in Deutschland in den letzten Jahren nicht verschlechtert, sondern deutlich verbessert und dabei auch noch kostengünstiger gemacht. Wenn in diese Richtung jetzt auch der Einstieg im Gesundheitswesen gewagt werden soll, dann muss das keineswegs den Untergang des Abendlandes bedeuten.”
Januar 2007
“Langfristig wird eine Versorgung auf einem akzeptablen Mindestniveau nur dann finanzierbar und politisch durchsetzbar sein, wenn die vielzitierten „stärkeren Schultern“ durch eine zunehmende Wahlfreiheit in den Leistungsangeboten dazu gebracht werden können, ihre stärkere Kaufkraft auch dem System zur Verfügung zu stellen.”
Januar 2007
“Der dogmatische Kampf gegen ein Zwei-Klassen-System in der Gesundheitsversorgung propagiert mehr oder minder explizit ein gesundheitspolitisches Ein-Klassen-System. Das aber wird zum Tod einer flächendeckend menschenwürdigen Gesundheitsversorgung führen.”
Januar 2007
“Die Crux der neuen Wettbewerbswelt zeigt sich allerdings in deren Umsetzung: Nirgendwo sind die unterschiedlichen Vertrags- und Tarifinformationen vollständig hinterlegt und kein Mensch kann daher entscheiden, wer bei wem und wo mit welchem Vertragsmodell am besten versorgt wird.”
März 2007
“Dass die Menschen auf der Straße das deutsche Gesundheitssystem zu großen Teilen für unrettbar schlecht halten, liegt zum ganz überwiegenden Teil an diesen tatischen Tricks der Politik als an eigenen Erfahrungen mit dem System.”
März 2007
“ABDA und DAV wären gut beraten, auf die seit Jahren erkennbar werden Kettenbildung im Apothekenwesen nicht mit Totstell-Reflexen zu reagieren und die Mitglieder ohne jede Überlebenschance in der Einzelkämpfer-Isolation zu halten, sondern endlich diesen Markt aktiv mit zu gestalten und den Mitgliedern bei individuellen Zusammenschlüssen und Lösungsansätzen aus der Apothekerschaft selbst hilfreich zur Seite zu stehen.”
April 2007
“Statt ein überkommenes und niemals wirklich zutreffendes Berufsbild zu idealisieren, wäre die verfasste Ärzteschaft vielleicht besser beraten, den Arztberuf allmählich Stück für Stück seiner „Lonesome-Cowboy“-Mentalität zu entkleiden und die Ärzte dorthin zu führen, wo sie sich für die Versorgungsherausforderungen der Zukunft vernünftig aufstellen könnten.”
Mai 2007
“Ebenso wie die anwaltliche Tätigkeit sich seit geraumer Zeit in großen Kanzleien und Gemeinschaften vollzieht, wird sich zukünftig auch der ärztliche Alltag nur noch in Ausnahmefällen in der Einzelpraxis abspielen.”
Mai 2007
“Ein Einbezug der Pflegeversicherung in die GKV könnte auch in seiner äußeren Wirkung dafür sorgen, dass Pflege nicht als etwas wahrgenommen wird, was „irgendwann später“ kommt, sondern dass die Übergänge zwischen Krankheit und Pflegebedürftigkeit sich auch in der Gesetzgebung als in dem Maße fließend abbilden, wie es der Lebensrealität entspricht.”
Juni 2007
“Die leuchtenden Augen, mit der manch Politiker auf die PKV-Kassen schielt, sind letzte Reste einer im besten Falle romantischen Sozialidee, die von einer staatlich geführten Gleichbehandlung aller Bürger in einem einheitlichen Versorgungssystem ausgeht.”
Juni 2007
“Während alles von Integration der Versorgung redet, während der Krankenhaussektor mit fragwürdigen Effizienzbilanzen immer größere Teile der medizinischen Versorgung übernimmt, zelebrieren die Vertragsärzte ihre Nickligkeiten zwischen haus- und fachärztlicher Versorgung bis zur drohenden Selbstauslöschung.”
Juni 2007
“Solange „der Arzt an sich“ glaubt, ohne jeden Sinn für die echten Versorgungszusammenhänge seine Scholle mit Spitzhacke und Spaten gegen den Nachbararzt verteidigen zu müssen, solange wird der Traum von einer vernünftigen, auf ambulanter Basis organisierten Versorgungspyramide eine unerreichbare Utopie bleiben.”
Juni 2007
“Die Diskussion um diesen Leistungskatalog zu moderieren, hat unausweichlich etwas mit Führung zu tun, die in diesem Fall die Politik gerne an die Beteiligten selbst delegiert, obwohl sie selbst die finanziellen Rahmenbedingungen festsetzt. So aber geht´s nicht. Wer die Budgets bestimmt, muss zumindest bereit sein, so viel Folgeverantwortung zu übernehmen, dass er dann auch die Diskussionsleitung bei der Verteilung der knappen Mittel übernimmt.”
August 2007
“85 bis 90 Prozent der veranlassten Leistungen im Gesundheitssystem entstammen dem Rezeptblock des niedergelassenen Arztes. Nichts wäre also wirkungsvoller, als wenn sich die Niedergelassenen gemeinsam dieser Verantwortung bewusst würden, um Kassen und Politik hier integrierte Konzepte zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung anzubieten.”
September 2007
“Die niedergelassenen Ärzte haben – vom Spezialisten bis zum Allgemeinmediziner – alle Schlüssel in der Hand, um das System sicher, effizient, patientenorientiert und kostengünstig zu betreiben, sie müssten sich nur entschließen, diese Schlüssel auch gemeinsam zu benutzen. Die gegenwärtigen Zeichen sehen allerdings ganz anders aus.”
September 2007
“So ernst also die Versorgungsprobleme auch sein und in Zukunft noch werden mögen: Die Signale der ärztlichen Verantwortungsträger und „Interessenvertreter“, jahrzehntelang aufgeschobene innere Reformen endlich in Angriff nehmen zu wollen, sind noch immer vergleichsweise dünn.”
Oktober 2007
“Bislang rennt sich der Arzneimittelmarkt in einem kindischen Katz-und-Maus-Spiel fest, in dem zwar mal der eine, mal der andere Akteur zeitlich begrenzte Teilerfolge für sich verbuchen kann, bei dem aber insgesamt der deutsche Arzneimittelmarkt und die Patientenversorgung Schaden leiden.”
Oktober 2007
“Gesundheit – darüber beseht kein Zweifel – ist ein besonderes Gut. Daraus jedoch eine prinzipielle Marktunfähigkeit ableiten zu wollen, heißt vielleicht nur, keine Lust zu haben, sich mit den adäquaten Regeln für diesen besonderen Markt auseinandersetzen zu wollen.”
Dezember 2007